Guten Morgen,
liebe Brüder und Schwestern!
Ich bin froh, hier unter euch zu sein. Danke, Bischof Antal, für Ihre Begrüßungsworte und danke, dass Sie an den großherzigen Dienst erinnert haben, den die ungarische Kirche für die Armen und mit den Armen leistet. Die Armen und die Bedürftigen – das sollten wir nie vergessen – stehen im Mittelpunkt des Evangeliums: Jesus ist nämlich gekommen, »damit er den Armen eine frohe Botschaft bringe« (vgl. Lk 4,18). Sie zeigen uns somit eine faszinierende Herausforderung auf, damit der Glaube, zu dem wir uns bekennen, nicht zum Gefangenen eines lebensfernen Kults wird und nicht einer Art von »spirituellem Egoismus« zum Opfer fällt, also einer Spiritualität, die ich für meine eigene innere Ruhe und Zufriedenheit konstruiere. Wahrer Glaube hingegen ist derjenige, der stört, der riskiert, der zu den Armen hinausführt und dazu befähigt, mit dem Leben die Sprache der Nächstenliebe zu sprechen. Wie der heilige Paulus sagt, können wir viele Sprachen sprechen, Weisheit und Reichtümer besitzen, aber wenn wir keine Liebe haben, haben und sind wir nichts (vgl. 1 Kor 13,1-13).
Die Sprache der Nächstenliebe. Das war die Sprache der heiligen Elisabeth, für die dieses Volk große Verehrung und Zuneigung hegt. Als ich heute Morgen angekommen bin, habe ich auf dem Platz ihre Statue gesehen, mit dem Sockel, der darstellt, wie sie das Zingulum des Franziskanerordens empfängt und zugleich Wasser reicht, um den Durst eines Armen zu stillen. Es ist ein wunderbares Bild für den Glauben: Wer sich »an Gott bindet« wie der heilige Franz von Assisi, von dem sich Elisabeth inspirieren ließ, der öffnet sich für die Liebe dem Armen gegenüber, denn »wenn jemand sagt: Ich liebe Gott!, aber seinen Bruder hasst, ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, kann Gott nicht lieben, den er nicht sieht« (1 Joh 4,20). Die heilige Elisabeth, eine Königstochter, war im Wohlstand eines höfischen Lebens aufgewachsen, in einer luxuriösen und privilegierten Umgebung. Doch berührt und verwandelt durch die Begegnung mit Christus, fühlte sie schon bald eine Ablehnung gegenüber den Reichtümern und Eitelkeiten der Welt und verspürte den Wunsch, sich von ihnen zu trennen und sich um die Bedürftigen zu kümmern. So veräußerte sie nicht nur ihren Besitz, sondern widmete auch ihr Leben den Geringsten, den Aussätzigen und den Kranken. Das ging so weit, dass sie sich persönlich um sie kümmerte und sie auf ihren eigenen Schultern trug. Das ist die Sprache der Nächstenliebe.
Auch Brigitta hat uns davon erzählt, der ich für ihr Zeugnis danke. Viel Entbehrung, viel Leid, viel harte Arbeit, um über die Runden zu kommen und es ihren Kindern nicht an Brot fehlen zu lassen, und im kritischsten Moment ist ihr der Herr entgegengekommen, um ihr zu helfen. Aber – wir haben es mit ihren eigenen Worten gehört – wie hat der Herr eingegriffen? Den Schrei des Armen hört er, »Recht schafft er den Unterdrückten, Brot gibt er den Hungernden« und er »richtet auf die Gebeugten« (Ps 146,7-8): Der Herr kommt fast nie, indem er unsere Probleme von oben herab löst, sondern er nähert sich mit der Umarmung seiner Zärtlichkeit und weckt das Mitgefühl von Brüdern, die auf jene Probleme aufmerksam werden und nicht gleichgültig bleiben. [...]
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