Bewegende Begegnung zum Abschluss der Papstreise: Das Zentrum »Giovanni XXIII. Peace Lab« befindet sich in der maltesischen Aufnahmeeinrichtung Hal Far an der Südküste der Insel. Es wurde 1971 von einem Franziskaner gegründet. Derzeit halten sich dort etwa fünfzig Migranten auf, die Fortbildungen und Schulungen erhalten.
Liebe Brüder und Schwestern!
Ich grüße euch alle sehr herzlich und freue mich, zum Abschluss meines Besuchs in Malta einige Zeit mit euch verbringen zu können. Ich danke Pater Dionisio für den Empfang; und vor allem danke ich Daniel und Siriman für ihre Zeugnisse: Ihr habt uns eure Herzen und euer Leben geöffnet und seid gleichzeitig zu Sprechern für so viele Brüder und Schwestern geworden, die gezwungen sind, ihre Heimat auf der Suche nach einem sicheren Hafen zu verlassen.
Wie ich vor einigen Monaten auf Lesbos sagte: »Ich bin hier, um euch zu sagen, dass ich euch nahe bin, […] Ich bin hier, um eure Gesichter zu sehen und euch in die Augen zu schauen« (Ansprache in Mytilene, 5. Dezember 2021). Seit dem Tag, an dem ich nach Lampedusa kam, habe ich euch nie vergessen. Ich trage euch immer in meinem Herzen und ihr seid immer in meinen Gebeten präsent.
In der Begegnung mit euch Migranten wird die Bedeutung des Mottos meiner Reise nach Malta deutlich. Es ist ein Zitat aus der Apostelgeschichte, in der es heißt: Sie »erwiesen uns ungewöhnliche Menschenfreundlichkeit« (28,2). Das bezieht sich auf die Art und Weise, wie die Malteser den Apostel Paulus und all jene, die mit ihm in der Nähe der Insel Schiffbruch erlitten hatten, willkommen hießen. Sie behandelten sie »mit ungewöhnlicher Menschenfreundlichkeit«. Nicht nur mit Menschlichkeit, sondern mit einer ungewöhnlichen Menschenfreundlichkeit, einer besonderen Fürsorge, die der heilige Lukas in der Apostelgeschichte verewigen wollte. Ich hoffe, dass Malta diejenigen, die an seinen Küsten landen, immer so behandeln wird, dass sie für sie wirklich ein »sicherer Hafen« sind.
Tausende von Männern, Frauen und Kindern haben in den letzten Jahren im Mittelmeer Schiffbruch erlitten. Und leider war es für viele von ihnen eine tragische Erfahrung. Erst gestern wurde bekannt, dass vor der libyschen Küste nur vier Migranten von einem Boot mit etwa neunzig Personen gerettet werden konnten. Beten wir für unsere Mitmenschen, die in unserem Mittelmeer den Tod gefunden haben. Beten wir auch darum, aus einem anderen Schiffbruch gerettet zu werden, der sich gleichzeitig ereignet: Ich spreche vom Schiffbruch der Zivilisation, der nicht nur die Flüchtlinge, sondern uns alle bedroht. Wie können wir uns vor diesem Schiffbruch retten, der das Schiff unserer Zivilisation zu versenken droht? Indem wir uns menschenfreundlich verhalten. Indem wir die Menschen nicht als Zahlen betrachten, sondern als das, was sie sind – wie Siriman uns sagte –, nämlich Gesichter, Geschichten, einfach Männer und Frauen, Brüder und Schwestern. Und daran zu denken, dass an der Stelle der Person, die ich im Fernsehen oder auf einem Foto auf einem Boot oder im Meer sehe, ich sein könnte, oder mein Sohn oder meine Tochter ... Vielleicht überqueren sogar in diesem Moment, während wir hier sind, Boote das Meer von Süden nach Norden ... Beten wir für diese Brüder und Schwestern, die auf der Suche nach Hoffnung ihr Leben im Meer riskieren. Auch ihr habt dieses Drama erlebt, und ihr sind hierher gelangt.
Eure Geschichten erinnern an die Abertausende von Menschen, die in den letzten Tagen gezwungen waren, wegen dieses ungerechten und barbarischen Krieges aus der Ukraine zu fliehen. Aber auch die von so vielen anderen Männern und Frauen, die auf der Suche nach einem sicheren Ort sich gezwungen sahen, ihre Heimat und ihr Land in Asien, Afrika und Amerika – ich denke auch an die Rohingya – zu verlassen. Meine Gedanken und Gebete sind in dieser Zeit bei ihnen allen. [...]
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