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Kirche in der Welt
Reflexion über die Enzyklika »Fratelli tutti«

Auf zu neuen Ufern!

Auf zu neuen Ufern!
Kardinal Reinhard Marx im Münchner Liebfrauendom an Ostern 2020. In seinem Gastbeitrag für den Osservatore Romano sieht der Erzbischof von München und Freising in der Enzyklika »Fratelli tutti« »eine Summe des bisherigen Pontifikats « von Papst Franziskus, die »Summe dessen, was er der Welt und auch der Kirche selbst ins Stammbuch schreiben will«.
Von Reinhard Kardinal Marx,
Erzbischof von München und Freising


»Die Moderne, die mit so viel Entschiedenheit Gleichheit und Freiheit hervorgebracht hat, muss sich nun mit dem gleichen Elan und derselben Hartnäckigkeit auf die Geschwisterlichkeit konzentrieren, um sich den vor uns liegenden Herausforderungen zu stellen. Die Geschwisterlichkeit wird es der Freiheit und der Gleichheit erlauben, ihren rechtmäßigen Platz im Gleichklang einzunehmen.« Dieses Zitat aus dem neuen Buch Wage zu träumen! (S. 14) von Papst Franziskus, das weltweit hohe Aufmerksamkeit erfahren hat, setze ich an den Anfang meiner Reflexion über die im Oktober vorgelegte Enzyklika Fratelli tutti (FT). Ich wähle auch deshalb diesen gedanklichen Ansatz, weil Papst Franziskus mit der zeitnahen Veröffentlichung einer Enzyklika und eines anschließenden Buches seine Haltung auch durch sein Tun selbst so überzeugend klar macht: Er wendet sich – wie auch in der Enzyklika ausdrücklich benannt – an alle Menschen, an die ganze Welt. Schon die Enzyklika und noch mehr das Buch versammeln erste Reflexionen und weiterführende Gedanken von Papst Franziskus angesichts der Corona-Pandemie, die die Welt nach wie vor in Atem hält und die unser Leben – persönlich, gesellschaftlich und als Weltgemeinschaft – auch »nach Corona« prägen wird.

In gewissem Sinne leistet Papst Franziskus mit seinem Buch Wage zu träumen! eine Art Übersetzungsarbeit der Enzyklika. Es erweckt fast den Anschein, als wolle er ganz sicher gehen, dass wirklich alle verstehen, dass er auch in seinem Papstamt Grenzen überwinden möchte und uns aufruft, es ihm gleichzutun in unseren Verantwortungsbereichen. Diese Grundmelodie gibt schon die erste Zwischenüberschrift in Fratelli tutti vor, denn sie lautet: »Ohne Grenzen« (FT 3).

Papst Franziskus steht, wie auch schon mit der Enzyklika Laudato si’, eindeutig in der Tradition der Katholischen Soziallehre, und knüpft an den heiligen Franz von Assisi an, vor allem an dessen Einladung zu einer Liebe, »die alle politischen und räumlichen Grenzen übersteigt« (FT 1). Ein besonders starkes Signal von Fratelli tutti ist ganz in diesem Sinne zweifelsohne die Anknüpfung an die Begegnung mit Großimam Ahmad Al-Tayyeb in Abu Dhabi 2019 und das gemeinsame Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt. Mit diesem Bezug unterstreicht Papst Franziskus erneut, dass Religionen nicht zur Abgrenzung und zur Verstärkung von Ideologien dienen dürfen, sondern alle im Dienst an der einen Menschheitsfamilie stehen müssen, und er erteilt allen fundamentalistischen Versuchen, Religion für ihre Zwecke zu instrumentalisieren, eine klare Absage.

Man kann Fratelli tutti durchaus als eine Summe des bisherigen Pontifikates von Papst Franziskus lesen, als Summe dessen, was er der Welt und auch der Kirche selbst ins Stammbuch schreiben will. In Anknüpfung an die Enzyklika Caritas in veritate von Papst Benedikt XVI., die sich ihrerseits stark an Populorum progressio von Papst Paul VI. anschließt, fordert Papst Franziskus die Kirche dazu auf, ihrer öffentlichen Rolle gerecht zu werden und sich in den »Dienst der Förderung des Menschen und der weltweiten Geschwisterlichkeit« (Caritas in veritate, 11) zu stellen. Auch Fratelli tutti steht in der langen Tradition der kirchlichen Sozialverkündigung und führt den Gedanken der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen konsequent weiter.

In ersten kritischen Stimmen zu Fratelli tutti war zu vernehmen, dass soziale Geschwisterlichkeit keine klassische Kategorie der Soziallehre sei, sondern der Gedanke der Solidarität und der sozialen Gerechtigkeit für das hier Bezeichnete ausreichend seien und es keine neue Begrifflichkeit brauche. Solidarität ist ein soziales Ordnungsprinzip und eine moralische Tugend, so wie es auch das Kompendium der Soziallehre der Kirche erläutert, die »den Rang einer grundlegenden sozialen Tugend ein[nimmt], weil sie im Raum der Gerechtigkeit angesiedelt ist, der Tugend schlechthin« (193). Ebenso wie bereits Caritas in veritate stärkt Fratelli tutti das sozialethische Prinzip der Solidarität, das sich gerade nicht darin erschöpft, eine gleichsam rechtlich einklagbare und gegebenenfalls sozialstaatlich abgesicherte Kategorie zu sein, sondern grundlegend ein Wohlwollen aller gegenüber allen formuliert und einfordert. Soziale Geschwisterlichkeit greift eine philosophische Grundkategorie des Wohlwollens, der Freundschaft auf, wie sie etwa auch Aristoteles in der Nikomachischen Ethik beschreibt als Freundlichkeit, mit der wir unseren Mitmenschen grundsätzlich in einer Haltung der Liebenswürdigkeit, Akzeptanz und Rücksichtnahme begegnen. Denn ohne solche Freundschaft kann es kein wirkliches Verstehen des Anderen geben, das ja eine Grundlage des guten Miteinanders der Menschen ist. [...]
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