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Kirche in der Welt
Interview mit Christine McGrievy, der internationalen Vizekoordinatorin der »Arche«, einer Gemeinschaft von Menschen mit und ohne Behinderungen

Und dann habe ich das enge Tor gewählt

Und dann habe ich das enge Tor gewählt
Christine McGrievy war 13 Jahre lang, bis Juni 2012, internationale Vizekoordinatorin der Arche.
Von Giulia Galeotti

Die beiden Bilder sind vollkommen deckungsgleich. Auf dem einen sehen wir Christine McGrievy, die uns in ihrem Arbeitszimmer von den dreizehn Jahren erzählt, in denen sie als internationale Vizekoordinatorin der Arche durch die Welt gereist ist. Auf dem anderen sieht man Christine beim Mittagessen mit uns im Haus in Cuise-la-Motte, wo sie mit Schwerstbehinderten zusammenlebt. Es gibt keinen Widerspruch zwischen den beiden Gesichtern dieser Frau – und das ist ein äußerst seltener Zug für jemanden, der ein wichtiges Amt ausübt. Christine, die aus einer anglikanischen Familie stammt, hörte erstmals von der Arche, als sie in Warwick die Universität besuchte: sie vertraute einem Freund, der ihr von Trosly erzählte, und so entschied sie gleich nach Abschluß ihres Studiums, für ein Jahr dorthin zu gehen.


Mein ganzes Leben war verplant: Studienabschluß, Arbeit, Hochzeit, Kinder. Aber in diesem ersten Jahr sind mir alle Gewißheiten abhanden gekommen! Dafür sind zahlreiche Personen, vor allem aber Edith verantwortlich, die eben erst aus einem psychiatrischen Krankenhaus zur Arche gestoßen war. Ich habe sehr viel Zeit mit ihr verbracht: wir waren zwei gleichaltrige Frauen, die von einem völlig unterschiedlichen Hintergrund her kamen, aber trotzdem saßen wir zusammen da. Edith brachte mich an Orte, von deren Existenz ich keine Ahnung hatte. Ihre Gewaltausbrüche weckten die in mir schlummernde Gewalt: meine Wut darüber, ihre Wut nicht bremsen zu können, die gegen sie gewandte Wut, weil ich eine perfekte Assistentin sein wollte, sie es mir aber nicht erlaubte; die Wut darüber, daß sie nicht auf meine Freundlichkeit reagierte; die gegen mich selbst gerichtete Wut, weil ich mich schuldig fühlte für die Wut, die ich auf sie empfand. Aber während sie mich in die dunklen Regionen meiner selbst führte, liebte Edith mich dennoch. Und wenn sie einerseits äußerst gewalttätig sein konnte, konnte sie ebenso auch übertreiben, wenn sie sich freute: wenn sie lachte, lachte ihr ganzer Körper mit. Edith öffnete so viele meiner Türen in meinen Beziehungen zu den anderen und zu Gott. Da nur Gott in die tiefsten Abgründe ihres Leidens vordringen konnte, entdeckte ich durch sie auch eine neue Intimität mit Ihm: unser Verhältnis war trinitarisch: Edith, Gott und ich.

Und dann endete dieses Jahr.


Ich kehrte heim und fing an, in der Schule Geschichte zu unterrichten. Es gefiel mir, aber da war eine gewisse Distanz zwischen mir und den Schülern: ich war nicht Christine, ich war die Lehrerin. Es kam mir vor wie eine Inszenierung, das war nicht wirklich das, wozu ich mich berufen fühlte. In Wirklichkeit, und das habe ich erst später gemerkt, war die Erfahrung jenes Jahres so allumfassend, die erhaltene Gabe so kostbar, daß es im Augenblick sogar zu viel war: ich wußte nicht, was ich tun sollte. Bei der Wahl zwischen dem breiten Tor und dem engen Tor entschied ich mich für das erstere.

Später aber änderten Sie den Kurs in Richtung der zweiten Option.

Zwei Jahre später kehrte ich dorthin zurück. Im Jahr 1983 wurde ich damit beauftragt, ein neues Heim zu gründen. Ich ging zum psychiatrischen Krankenhaus von Clermont, und in dem Gebäude, wo die am schwersten erkrankten Menschen untergebracht waren, diejenigen, mit denen das Krankenhaus nichts anzufangen wußte, begegnete ich Philippe: er trug Kleider, die ihm viel zu groß waren und war mit einem Leintuch an einen Rollstuhl gefesselt (und der wiederum war an die Heizung gebunden), er vegetierte. Als ich ihn so anschaute, entschied ich unverzüglich, ihn mitzunehmen: in seinen Augen lag das ganze Leben, das er mit seinem Körper nicht leben konnte. Im Gespräch mit dem Pfleger fanden wir heraus, daß niemand dort wußte, was er gerne aß oder welches seine Lieblingsfarben waren. Niemand interessierte sich dafür, niemand dachte, daß es wichtig wäre, etwas über ihn zu wissen. Ich komme aus einer Familie von Bergleuten, die sich immer für die soziale Gerechtigkeit eingesetzt haben, an der Universität hatte ich zu Amnesty gehört, ich trat für die Rechte der Frauen ein: Philippe in diesem Zustand zu sehen, war eine schreckliche Ungerechtigkeit. In der Arche sagte ich, daß ich für zwei Jahre bleiben würde, dann noch einmal zwei, und schließlich ganz einfach: Hier bin ich! Ich hatte das Glück gefunden an einem Ort, wo ich an meinem Verhältnis zu Gott arbeiten konnte, mit mir selbst und mit meinem Nächsten, und wo ich mich auch intellektuell verwirklichen konnte. Ich habe zehn Jahre gebraucht, um zu verstehen, daß dieser Ort hier war. [...]
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