Liebe Brüder und Schwestern,
einen schönen Nachmittag!
Zuallererst möchte ich euch von einem Gefühl berichten, das ich empfinde. Wenn ich euch anschaue, sehe ich hinter euch viele Märtyrer stehen. Namenlose Märtyrer, da wir nicht einmal wissen, wo sie begraben sind. Auch einige von euch: Ich habe einen begrüßt, der das Gefängnis kennen lernen musste. Mir fallen diese Worte ein, um zu beginnen: Vergesst nicht, pflegt das Gedächtnis. Ihr seid Nachkommen der Märtyrer, das ist eure Stärke. Und der Geist der Welt soll euch nichts anderes einflüstern als das, was eure Vorfahren erlebt haben. Denkt an eure Märtyrer und nehmt sie euch zum Vorbild: sie hatten keine Angst. Als ich heute mit den Bischöfen, euren Bischöfen, gesprochen habe, sagten diese: »Wie kann man einen Seligsprechungsprozess für die vielen beginnen, von denen wir keine Unterlagen haben und doch wissen, dass sie Märtyrer sind?« Das ist tröstlich und schön zu hören: die Sorge um die, welche uns ein Zeugnis gegeben haben. Es sind Heilige.
Der Bischof [Linas Vodopjanovas OFM, Beauftragter für das gottgeweihte Leben] hat ohne Umschweife gesprochen – so reden die Franziskaner. Er hat gesagt: »Heute wird unser Glaube oft auf verschiedene Weise auf die Probe gestellt.« Dabei dachte er nicht an die Verfolgungen durch Diktatoren, nein. »Nachdem wir auf unsere Berufung geantwortet haben, verspüren wir oft keine Freude mehr am Gebet noch am Gemeinschaftsleben.«
Der Geist der Verweltlichung, des Überdrusses hinsichtlich allem, was mit der Gemeinschaft zu tun hat, ist die Versuchung für die zweite Generation. Unsere Väter haben gekämpft, gelitten, wurden ins Gefängnis geworfen, und wir haben etwa keine Kraft mehr, um weiter zu machen? Daran solltet ihr denken!
Der Hebräerbrief ermahnt uns: »Erinnert euch an die früheren Tage. Erinnert euch an eure Vorfahren« (vgl. 10,32-39). Diese Ermahnung richte ich zu Beginn an euch.
Der gesamte Besuch in eurem Land steht unter einem Motto: »Jesus Christus, unsere Hoffnung«. Nun, gegen Ende dieses Tages, begegnen wir einem Text des Apostels Paulus, der uns zur Beständigkeit in der Hoffnung einlädt. Und er spricht diese Einladung aus, nachdem er uns Gottes Plan für jeden Menschen, ja für die ganze Schöpfung verkündet: »Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten gereicht« (Röm 8,28); Gott »richtet alles gerade« wäre die wörtliche Übersetzung. [...]
Lesen Sie mehr in der Printausgabe. |