Eure Heiligkeit,
verehrte Metropoliten und Bischöfe,
liebe Brüder,
Christos woskrese! – Christus ist auferstanden!
In der Freude des auferstandenen Herrn ergeht mein Ostergruß an euch an diesem Sonntag, der im christlichen Osten »Sonntag des Heiligen Thomas« genannt wird. Betrachten wir den Apostel, der seine Hand in die Seite des Herrn legt, seine Wunden berührt und bekennt: »Mein Herr und mein Gott!« (Joh 20,28). Die Wunden, die sich im Laufe der Geschichte unter uns Chris - ten geöffnet haben, sind schmerzhafte Verletzungen am Leib Christi, der die Kirche ist. Auch heute noch sind die Folgen dieser Verletzungen mit Händen zu greifen. Aber wenn wir gemeinsam unsere Hände in diese Wunden legen und bekennen, dass Jesus auferstanden ist, und wenn wir ihn als unseren Herrn und unseren Gott verkünden, wenn wir unsere Fehler erkennen und so in seine Wunden der Liebe eintauchen, können wir vielleicht die Freude der Vergebung wiederentdecken und den Tag im Voraus verkosten, an dem wir mit Gottes Hilfe das Ostergeheimnis am selben Altar feiern können.
Auf diesem Weg werden wir von vielen Brüdern und Schwestern unterstützt, denen ich vor allem die Ehre erweisen möchte: sie sind die Zeugen des Osterfestes. Wie viele Christen in diesem Land haben für den Namen Jesu gelitten, besonders während der Verfolgung des letzten Jahrhunderts! Die Ökumene des Blutes! Sie haben im »Land der Rosen« einen süßen Duft verbreitet. Sie gingen durch die Dornen der Prüfung, um den Duft des Evangeliums zu verströmen. Sie sind in einem fruchtbaren und gut bearbeiteten Boden gewachsen, in einem Volk, das reich an Glauben und echter Menschlichkeit ist, die ihnen feste und tiefe Wurzeln gegeben hat. Ich denke insbesondere an das Mönchtum, das von Generation zu Generation den Glauben der Menschen genährt hat. Ich glaube, dass diese Osterzeugen, Brüder und Schwestern verschiedener Konfessionen, die durch die göttliche Liebe im Himmel vereint sind, jetzt auf uns blicken, wie auf Samen, die in den Boden gepflanzt werden, damit sie Früchte hervorbringen. Und während viele andere Brüder und Schwestern in der Welt weiterhin wegen ihres Glauben leiden, bitten sie uns, nicht verschlossen zu bleiben, sondern uns zu öffnen, denn nur so bringen die Samen Früchte.
Heiligkeit, dieses Treffen, das ich mir so gewünscht habe, folgt auf die Begegnung des heiligen Johannes Paul II. mit dem Patriarchen Maxim, jenen ersten Besuch eines Bischofs von Rom in Bulgarien, und es folgt auch den Spuren des heiligen Johannes XXIII., der in den Jahren, die er hier verbrachte, dieses »einfache und gute« Volk so lieb gewonnen hat (vgl. Geistliches Tagebuch, Klagenfurt 1983, 246) und seine Ehrlichkeit, seinen Fleiß und seine Würde in den Prüfungen schätzte. Auch ich befinde mich hier als ein Gast, der mit Zuneigung empfangen wird, und ich spüre in meinem Herzen die Sehnsucht nach dem Bruder, jene gesunde Sehnsucht nach Einheit unter den Söhnen desselben Vaters, die bei Papst Johannes XXIII. sicherlich in dieser Stadt reifen konnte.
Während des von ihm einberufenen Zweiten Vatikanischen Konzils entsandte die bulgarischorthodoxe Kirche eigene Beobachter. Seither haben sich die Kontakte vervielfacht. Ich denke an die Besuche der bulgarischen Delegationen, die seit fünfzig Jahren in den Vatikan kommen und die ich jedes Jahr gerne begrüße, und an die Anwesenheit einer bulgarisch-orthodoxen Gemeinschaft in Rom, die in einer Kirche meiner Diözese betet. Ich freue mich über die exzellente Aufnahme meiner Gesandten, deren Präsenz sich in den letzten Jahren intensiviert hat, und über die Zusammenarbeit mit der lokalen katholischen Gemeinschaft, insbesondere im kulturellen Bereich. Ich bin zuversichtlich, dass sich diese Kontakte mit Hilfe Gottes und in der Zeit, die die Vorsehung bestimmen wird, positiv auf viele andere Aspekte unseres Dialogs auswirken werden. In der Zwischenzeit sind wir gerufen, gemeinsam unterwegs zu sein und zu handeln, um Zeugnis vom Herrn abzulegen, insbesondere indem wir den ärmsten und vergessensten Brüdern und Schwestern dienen, in denen er gegenwärtig ist. Die Ökumene der Armen. […]
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