Alessandro Gisotti: Guten Tag, Heiliger Vater, guten Tag Ihnen allen. Wir Journalisten verwenden häufig das Adjektiv »historisch«, und manchmal sagt man, dass wir es ein wenig zu oft verwenden, aber vielleicht passt es für diese Reise gut. Viele haben es in vielen verschiedenen Sprachen benutzt. Wahrlich eine kurze Reise, was ihre Dauer anbelangt, aber mit einem wirklich weitreichenden Horizont, und alle hoffen, dass die Früchte aus den Samen dieser Tage lang anhalten. Es war eine Reise, auf der man heute, vor wenigen Stunden, ein Treffen mit einem Volk aus vielen Völkern erlebt hat: Die lokalen Organisatoren sagten, dass fast hundert Nationalitäten anwesend waren. Und gestern dieses Dokument von wirklich außerordentlichem Wert, eine Überraschung, aber eine jener Überraschungen, über die, wie ich mir vorstelle, die Kollegen wegen ihrer Bedeutung gerne berichtet haben. Ich weiß nicht, ob Sie, Heiliger Vater, vor den Fragen eine kleine Einführung geben wollen.
Papst Franziskus: Zuerst einmal guten Tag und danke für die Gesellschaft. Es war eine viel zu kurze Reise, aber es war eine großartige Erfahrung. Ich denke, jede Reise ist historisch, und auch jeder unserer Tage bedeutet, täglich Geschichte zu schreiben. Keine Geschichte ist klein, keine. Jede Geschichte ist groß und erzählenswert, und auch wenn sie unschön ist, wenn ihr Wert verborgen ist, kann er doch immer zum Vorschein kommen. Vielen Dank für Ihre Mitarbeit.
Alessandro Gisotti: Beginnen wir mit den Fragen, und beginnen wir, wie es Tradition ist, mit den lokalen Journalisten. Dieses inhaltlich so reiche Dokument lädt wirklich zu vielen Fragen ein und regt zum Nachdenken an. Der erste, der eine Frage stellt, Heiliger Vater, ist Imad Atrach von Sky News Arabia.
Imad Atrach: Heiligkeit, welche werden die ersten Ergebnisse dieser Reise sein und wie ist Ihr Eindruck von diesem Land, von den Vereinigten Arabischen Emiraten?
Papst Franziskus: Ich habe ein modernes Land gesehen, ich war beeindruckt von der Stadt, der Sauberkeit der Stadt … Und selbst kleine Kuriositäten: wie sie die Blumen in dieser Wüste bewässern. Es ist ein modernes Land, das die vielen Menschen willkommen heißt, die hierherkommen. Es ist ein Land, das in die Zukunft blickt. Zum Beispiel, unter anderem, die Erziehung der Kinder: sie erziehen sie im Blick auf die Zukunft, immer. Diese Erklärung hat man mir gegeben. Dann ist mir auch das Wasserproblem aufgefallen: Man versucht für die Zukunft, die nächste Zukunft, das Meerwasser und auch das Wasser aus der Luftfeuchtigkeit trinkbar zu machen … Immer auf der Suche nach Neuem. Und ich habe auch von jemandem gehört: »Eines Tages werden wir kein Erdöl mehr haben, und wir bereiten uns auf diesen Tag vor, damit wir dann etwas anderes zu tun haben.« Dies ist ein Land, das in die Zukunft blickt. Dann erschien es mir als ein offenes Land, nicht verschlossen. Auch die Religiosität: Der Islam ist ein offener, nicht verschlossener Islam, bereit zum Dialog, ein brüderlicher und friedliebender Islam. In diesem Zusammenhang hebe ich die Berufung zum Frieden hervor, die ich dort wahrgenommen habe, trotz der Probleme einiger kriegerischer Auseinandersetzungen in der Region, aber so habe ich das empfunden. Sehr berührt hat mich dann auch die Begegnung mit den Weisen [dem Ältestenrat], den Weisen des Islam, das war sehr tiefschürfend; sie kamen von ganz verschiedenen Orten, unterschiedlichen Kulturen. Und das zeigt auch die Öffnung dieses Landes für einen gewissen regionalen, universalen und religiösen Dialog.
Dann war ich beeindruckt von der interreligiösen Begegnung: ein großes kulturelles Ereignis; und auch – ich habe es in meiner Rede erwähnt – von dem, was hier im vergangenen Jahr zum Schutz von Kindern in den Medien, im Internet unternommen wurde. Denn Kinderpornographie ist heute ja eine »Industrie«, die viel Geld einbringt und die Kinder missbraucht. Dieses Land hat das bemerkt und gute Dinge getan. Sicherlich wird es auch Probleme und negative Aspekte geben, aber bei einer Reise von weniger als zwei Tagen sieht man diese Dinge nicht, und wenn man sie sieht, schaut man woanders hin … Und ich danke für die Gastfreundschaft. [...]
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