Selig: Das ist das Wort, mit dem Jesus seine Predigt im Matthäusevangelium beginnt. Und es ist der Refrain, den er heute wiederholt, gleichsam um in unserem Herzen vor allem eine grundlegende Botschaft zu verankern: Wenn Du mit Jesus bist, wenn du wie die Jünger von damals es liebst, seinem Wort zuzuhören, wenn du versuchst, es täglich zu leben, dann bist du selig. Du wirst nicht selig sein, sondern du bist selig: Das ist die primäre Charakteristik des Lebens des Christen. Es stellt sich nicht als Katalog von äußeren Vorschriften dar, die man erfüllen muss, oder wie ein komplexes Gefüge von Lehren, die man kennen muss. Das ist es nicht. Es bedeutet vielmehr, sich in Jesus als geliebte Kinder des Vaters zu wissen. Es bedeutet, die Freude dieser Seligpreisung zu leben; es bedeutet, das Leben als Liebesgeschichte zu begreifen, die Geschichte der treuen Liebe Gottes, der uns niemals aufgibt und immer mit uns Gemeinschaft haben will. Hier liegt der Grund unserer Freude, einer Freude, die uns keine Person auf der Erde und kein Lebensumstand nehmen kann. Es ist eine Freude, die auch im Schmerz Frieden gibt, die schon jetzt jenes Glück vorauskosten lässt, das uns für immer erwartet. Liebe Brüder und Schwestern, begegnet euch in der Freude, ich bin gekommen, euch dieses Wort zu sagen: Selig!
Wenn nun Jesus seine Jünger selig nennt, so beeindrucken doch die Gründe der einzelnen Seligpreisungen. In ihnen sehen wir eine Umkehrung des gewöhnlichen Denkens, demgemäß die Reichen, die Mächtigen, die Erfolgreichen selig sind und von den Massen bejubelt werden. Für Jesus hingegen sind die Armen, die Sanftmütigen, diejenigen, die auch auf das Risiko hin, sich zu blamieren, gerecht bleiben, und die Verfolgten selig. Wer hat Recht, Jesus oder die Welt? Um zu verstehen, schauen wir darauf, wie Jesus gelebt hat: arm an Materiellem und reich an Liebe hat er viele Leben geheilt, aber sein eigenes nicht geschont. Er ist gekommen, um zu dienen und nicht um bedient zu werden; er hat uns gelehrt, dass nicht der groß ist, der hat, sondern derjenige, der gibt. Gerecht und sanftmütig hat er keinen Widerstand geleistet und sich zu Unrecht verurteilen lassen. Auf diese Weise hat Jesus die Liebe Gottes in die Welt gebracht. Nur so hat er den Tod, die Sünde, die Angst und die Weltlichkeit selbst besiegen können: allein mit der Kraft der göttlichen Liebe. Bitten wir heute hier gemeinsam um die Gnade, die Faszination zu verspüren, Jesus nachzufolgen, ihn nachzuahmen, nichts anderes als ihn und seine demütige Liebe zu suchen. Denn hierin, in der Gemeinschaft mit ihm und in der Liebe zu den Mitmenschen, liegt der Sinn des Lebens auf der Erde. Glaubt ihr das? [...]
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