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Dokumentation
Apostolisches Schreiben von Papst Franziskus

Misericordia et misera

zum Abschluss des Außerordentlichen Heiligen Jahres der Barmherzigkeit
Misericordia et misera
Papst Franziskus besuchte im Rahmen des Jahres der Barmherzigkeit eine Neugeborenenstation.
Franziskus
erbittet allen Lesern dieses Apostolischen Schreibens Barmherzigkeit und Frieden

Misericordia et misera – die Barmherzigkeit und die Erbärmliche, das sind die beiden Worte, die der heilige Augustinus gebraucht, um die Begegnung zwischen Jesus und der Ehebrecherin zu beschreiben (vgl. Joh 8,1-11). Eine schönere und schlüssigere Formulierung als diese konnte er nicht finden, um das Geheimnis der Liebe Gottes verständlich zu machen, wenn diese dem Sünder begegnet: »Es blieben nur zwei: die Erbärmliche und die Barmherzigkeit.« Wie viel Erbarmen und göttliche Gerechtigkeit liegt in dieser Erzählung! Ihre Lehre wirft ein Licht auf den Abschluss des Außerordentlichen Jubiläums der Barmherzigkeit und zeigt zugleich den Weg auf, den wir in Zukunft gehen sollen.

1. Dieser Abschnitt aus dem Evangelium kann zu Recht als Bild dessen übernommen werden, was wir im Heiligen Jahr, einer Zeit reich an Erbarmen, gefeiert haben. Und dieses Erbarmen verlangt, weiter in unseren Gemeinschaften gefeiert und gelebt zu werden. Die Barmherzigkeit kann nämlich im Leben der Kirche nicht ein bloßer Einschub sein, sondern sie ist ihr eigentliches Leben, das die tiefe Wahrheit des Evangeliums deutlich und greifbar werden lässt. Alles wird in der Barmherzigkeit offenbart; alles wird in der barmherzigen Liebe des Vaters gelöst.

Eine Frau und Jesus begegnen einander. Sie, eine Ehebrecherin und nach dem Gesetz zur Steinigung verurteilt; er, der mit seiner Verkündigung und seiner Ganzhingabe, die ihn ans Kreuz bringen sollte, das Gesetz des Mose auf seine echte ursprüngliche Absicht zurückgeführt hat. Im Mittelpunkt stehen nicht das Gesetz und die legale Gerechtigkeit, sondern die Liebe Gottes. Sie versteht, im Herzen eines jeden Menschen zu lesen, um seine verborgenste Sehnsucht zu erfassen, und muss vor allem den Vorrang haben.

In dieser Erzählung des Evangeliums begegnen sich jedoch nicht abstrakt Sünde und Urteil, sondern eine Sünderin und der Heiland. Jesus hat dieser Frau in die Augen geschaut und in ihrem Herzen gelesen: Dort hat er die Sehnsucht entdeckt, Verständnis, Vergebung und Befreiung zu erlangen. Die Erbärmlichkeit der Sünde ist von der Erbarmung der Liebe überkleidet worden. Kein Urteil von Seiten Jesu, das nicht von Erbarmen und Mitleid mit der Lage der Sünderin geprägt wäre. Denen, die sie richten und zum Tode verurteilen wollten, antwortet Jesus mit einem langen Schweigen, das die Stimme Gottes in den Herzen sowohl der Frau als auch ihrer Ankläger durchklingen lassen will. Letztere lassen die Steine fallen, die sie in Händen halten, und gehen einer nach dem anderen weg (vgl. Joh 8,9). Und nach jenem Schweigen sagt Jesus: »Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt? […] Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!« (V. 10-11). Auf diese Weise hilft er ihr, voll Hoffnung in die Zukunft zu schauen und bereit zu sein, ihr Leben neu zu beginnen; von jetzt an kann sie, wenn sie will, »in der Liebe wandeln« (vgl. Eph 5,2). Wenn man erst einmal von der Barmherzigkeit überkleidet worden ist, dann ist der Zustand der Schwachheit aufgrund der Sünde, auch wenn er fortbesteht, übertroffen von der Liebe, die erlaubt, darüber hinauszusehen und anders zu leben.

2. Jesus hatte das im Übrigen in aller Deutlichkeit gelehrt, als er von einem Pharisäer zum Essen eingeladen war und eine Frau an ihn herantrat, die allen als Sünderin bekannt war (vgl. Lk 7,36-50). Sie hatte Jesu Füße mit wohlriechendem Öl gesalbt, sie mit ihren Tränen benetzt und mit ihrem Haar getrocknet (vgl. V. 37-38). Als der Pharisäer schockiert reagierte, antwortete Jesus: »Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie (mir) so viel Liebe gezeigt hat. Wem aber nur wenig vergeben wird, der zeigt auch nur wenig Liebe« (V. 47).

Die Vergebung ist das sichtbarste Zeichen der Liebe des Vaters, die Jesus in seinem ganzen Leben offenbaren wollte. Es gibt keine Stelle im Evangelium, die aus diesem Imperativ der Liebe, die bis zur Vergebung reicht, ausgeklammert werden könnte. Sogar im letzten Moment seines Erdenlebens, als er ans Kreuz geschlagen wird, hat Jesus noch Worte der Vergebung: »Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun« (Lk 23,34).

Nichts, was ein reumütiger Sünder vor die Barmherzigkeit Gottes trägt, kann ohne die Umarmung seiner Vergebung bleiben. Das ist der Grund, warum niemand von uns der Barmherzigkeit Bedingungen stellen kann; sie bleibt immer ein Akt der Unentgeltlichkeit des himmlischen Vaters, eine bedingungslose und unverdiente Liebe. Wir dürfen daher nicht Gefahr laufen, uns der völligen Freiheit der Liebe entgegenzustellen, mit der Gott in das Leben jedes Menschen eintritt.

Die Erbarmung ist diese konkrete Handlung der Liebe, die das Leben verwandelt und ändert, indem sie verzeiht. Das ist die Weise, wie sich ihr göttliches Geheimnis zeigt. Gott ist barmherzig (vgl. Ex 34,6), sein Erbarmen währt ewig (vgl. Ps 136), von Generation zu Generation umarmt er jede Person, die auf ihn vertraut, und verwandelt sie, indem er ihr sein eigenes Leben schenkt.

3. Wie viel Freude ist im Herzen dieser beiden Frauen, der Ehebrecherin und der Sünderin, erweckt worden! Die Vergebung hat ihnen endlich das Gefühl vermittelt, frei und glücklich zu sein wie nie zuvor. Die Tränen der Scham und des Schmerzes haben sich in das Lächeln derer verwandelt, die wissen, dass sie geliebt werden. Die Barmherzigkeit erweckt Freude, weil sich das Herz der Hoffnung auf ein neues Leben öffnet. Die Freude über die Vergebung ist unbeschreiblich, leuchtet in uns aber jedes Mal auf, wenn wir Vergebung erfahren. Ihr Ursprung ist die Liebe, mit der Gott auf uns zukommt und den Kreis des Egoismus durchbricht, der uns umgibt, um uns unsererseits zu Werkzeugen der Barmherzigkeit zu machen. [...]
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