Liebe Brüder und Schwestern,
ich bin tief bewegt und sehr dankbar, mich heute unter euch zu befinden, in diesem gesegneten Land – einem Land, das von den Propheten des Alten Testaments gepriesen wurde, die in seinen hoch aufragenden Zedern Symbole der gerechten Seele sahen, die unter dem wachsamen Blick des Himmels gedeiht; einem Land, in dem das Echo des Logos nie verstummt ist, sondern von Jahrhundert zu Jahrhundert weiterhin in den Herzen all derer widerhallt, die Gott ehrlich suchen.
In seinem Nachsynodalen Apostolischen Schreiben Ecclesia in Medio Oriente, das 2012 hier in Beirut unterzeichnet wurde, betonte Papst Benedikt XVI., dass »das Wesen und die universale Berufung der Kirche erfordern, dass sie im Dialog mit den Anhängern der anderen Religionen steht. Dieser Dialog basiert im Nahen Osten auf den geistlichen und historischen Beziehungen, welche die Christen mit den Juden und mit den Muslimen verbinden. Dieser Dialog, der in erster Linie nicht von pragmatischen Erwägungen politischer oder gesellschaftlicher Art bestimmt ist, beruht vor allem auf theologischen Fundamenten, die den Glauben anfragen « (Nr. 19). Liebe Freunde, eure heutige Anwesenheit hier an diesem bemerkenswerten Ort, an dem Minarette und Glockentürme nebeneinanderstehen und beide gen Himmel ragen, zeugt vom beständigen Glauben dieses Landes und von der unerschütterlichen Hingabe seiner Menschen an den einen Gott. Möge sich in diesem geliebten Land jeder Glockenschlag, jeder Adhān, jeder Ruf zum Gebet zu einer einzigen, emporsteigenden Hymne vereinen – nicht nur, um den barmherzigen Schöpfer des Himmels und der Erde zu rühmen, sondern auch, um ein inniges Gebet um das göttliche Geschenk des Friedens aufsteigen zu lassen.
Seit vielen Jahren, und insbesondere in jüngster Zeit, sind die Augen der Welt fest auf den Nahen Osten, die Wiege der abrahamitischen Religionen, gerichtet und beobachten den beschwerlichen Weg hin zum kostbaren Geschenk des Friedens und das unermüdliche Streben danach. Angesichts solch komplexer und langjähriger Konflikte blickt die Menschheit manchmal mit einem Gefühl der Beklommenheit und Verzagtheit auf den Nahen Osten. Doch inmitten dieser Schwierigkeiten lässt sich ein Gefühl der Hoffnung und Ermutigung finden, wenn wir uns auf das konzentrieren, was uns verbindet: unser gemeinsames Menschsein und unser Glaube an einen Gott der Liebe und des Erbarmens. In einer Zeit, in der das Zusammenleben wie ein ferner Traum erscheinen mag, erinnern die Menschen im Libanon, die verschiedenen Religionen angehören, eindringlich daran, dass Angst, Misstrauen und Vorurteile nicht das letzte Wort haben und dass Einheit, Versöhnung und Frieden möglich sind. Es ist eine Aufgabe, die dieses geliebte Land durch die Geschichte hindurch stets begleitet: Zeugnis abzulegen für die bleibende Wahrheit, dass Christen, Muslime, Drusen und unzählige andere zusammenleben und durch Respekt und Dialog geeintes Land aufbauen können. [...]
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