Die Worte, die der Apostel Paulus in der zweiten Lesung an die Gemeinde von Korinth richtet, möchte ich mir heute zu eigen machen und vor euch wiederholen: »Auch ich kam nicht zu euch, Brüder und Schwestern, um glänzende Reden oder gelehrte Weisheit vorzutragen, sondern um euch das Geheimnis Gottes zu verkünden. Denn ich hatte mich entschlossen, bei euch nichts zu wissen außer Jesus Christus, und zwar als den Gekreuzigten« (1 Kor 2,1-2). Ja, das Bangen des Paulus ist auch das meine, wenn ich mich hier bei euch befinde im Namen Jesu Christi, des Gottes der Liebe, des Gottes, der durch sein Kreuz Frieden gestiftet hat; Jesus, der für uns alle gekreuzigte Gott; Jesus, gekreuzigt in denen, die leiden; Jesus, gekreuzigt im Leben so vieler von euch, in so vielen Menschen in diesem Land; Jesus, der Auferstandene, der Sieger über das Böse und den Tod. Ich komme zu euch, um ihn zu verkünden und euch in ihm zu bestärken, denn die Verkündigung Christi ist eine Verkündigung der Hoffnung: Er kennt ja die Angst und die Erwartungen, die ihr in euren Herzen tragt, die Freuden und die Mühen, die euer Leben kennzeichnen, die Dunkelheit, die euch bedrückt, und den Glauben, den ihr wie ein Lied in der Nacht zum Himmel emporsteigen lasst. Jesus kennt euch und liebt euch. Wenn wir in ihm bleiben, brauchen wir uns nicht zu fürchten, denn auch für uns wird jedes Kreuz in Auferstehung, jede Traurigkeit in Hoffnung und jede Klage in Tanzen verwandelt.
Ich möchte daher bei den Worten des Lebens verweilen, die unser Herr Jesus heute im Evangelium an uns gerichtet hat: »Ihr seid das Salz der Erde […]. Ihr seid das Licht der Welt« (Mt 5,13.14). Was sagen diese Bilder zu uns, den Jüngern Christi?
Zunächst einmal sind wir Salz der Erde. Salz wird verwendet, um Lebensmitteln Geschmack zu verleihen. Es ist die unsichtbare Zutat, die allem Geschmack verleiht. Gerade deshalb gilt es seit der Antike als Symbol der Weisheit, das heißt jener Tugend, die man nicht sehen kann, die aber dem Leben Geschmack verleiht und ohne die das Leben fad und geschmacklos wird. Aber von welcher Weisheit spricht Jesus zu uns? Er verwendet dieses Bild des Salzes, unmittelbar nachdem er seinen Jüngern die Seligpreisungen verkündet hat: Wir verstehen also, dass diese das Salz des Lebens eines Christen sind. Die Seligpreisungen bringen in der Tat die Weisheit des Himmels auf die Erde: Sie stellen die Kriterien der Welt und die allgemeine Denkweise auf den Kopf. Und was sagen sie? Mit wenigen Worten erklären sie, dass wir, um selig zu sein, also um vollkommen glücklich zu sein, nicht danach streben sollen, stark, reich und mächtig zu sein, sondern demütig, sanftmütig, barmherzig; wir dürfen niemandem Böses tun, sondern müssen für alle Frieden stiften. Dies – so sagt Jesus – ist die Weisheit des Jüngers, es ist das, was der Erde, die wir bewohnen, Geschmack verleiht. Denken wir daran: Wenn wir die Seligpreisungen in die Tat umsetzen, wenn wir der Weisheit Christi Gestalt verleihen, geben wir nicht nur unserem Leben, sondern auch der Gesellschaft und dem Land, in dem wir leben, einen guten Geschmack.
Aber Salz hat neben dem Geschmack noch eine andere Funktion, die zur Zeit Christi wesentlich war: es konserviert die Lebensmittel, damit sie nicht verkommen und verderben. In der Bibel heißt es jedoch, dass es eine »Nahrung« gibt, ein wesentliches Gut, das vor allen anderen bewahrt werden muss: der Bund mit Gott. Deshalb wurde in jenen Tagen jedes Mal, wenn dem Herrn ein Opfer dargebracht wurde, ein wenig Salz hineingegeben. Denn hören wir, was die Heilige Schrift dazu sagt: »Jedes Speiseopfer sollst du salzen und deinem Speiseopfer sollst du das Salz des Bundes deines Gottes nicht fehlen lassen; jede deiner Opfergaben sollst du mit Salz darbringen« (Lev 2,13). So erinnerte das Salz an die vorrangige Notwendigkeit, die Bindung an Gott zu bewahren, denn er ist uns treu, sein Bund mit uns ist unzerstörbar, unverletzlich und beständig (vgl. Num 18,19; 2 Chr 13,5). Deshalb ist der Jünger Jesu als Salz der Erde ein Zeuge des Bundes, den er geschlossen hat und den wir in jeder Messe feiern: einen neuen, ewigen, unverbrüchlichen Bund (vgl. 1 Kor 11,25; Hebr 9), eine Liebe zu uns, die auch durch unsere Untreue nicht gebrochen werden kann. [...]
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