Auschwitz. Am Freitagmorgen, 29. Juli, besuchte Franziskus das frühere Vernichtungslager Auschwitz. Er betrat es durch das Tor mit der berüchtigten Aufschrift »Arbeit macht frei«. Alleine schritt der Papst über den Schotterweg, auf den die Morgensonne den Schatten der Torinschrift warf. Ein Wagen brachte ihn weiter zum Appellhof mit seinem Galgen.
Am Weg verweilte der Papst eine Zeitlang sitzend und mit geschlossenen Augen. Vor der Weiterfahrt küsste er den Galgen. Anschließend besuchte Franziskus den sogenannten Todesblock 11. Am Eingang begrüßte er elf Überlebende. Er umarmte die ehemaligen KZ-Gefangenen einzeln und wechselte einige Worte mit ihnen. Die älteste von ihnen war die in Wien geborene polnische Violinistin Helena Dunicz Niwinska, die am folgenden Tag ihren 101. Geburtstag beging. Von den früheren Häftlingen empfing der Papst eine Kerze, mit der er ein Licht vor der Erschießungsmauer entzündete. Wiederum alleine betrat Franziskus den Hungerbunker, in dem Pater Maximilian Kolbe seine letzten Wochen bis zur Tötung durch eine Phenolspritze am 14. August verbrachte. Der Besuch des Papstes am 29. Juli fand genau am 75. Jahrestag des Todesurteils statt, das die Nazis als Vergeltung für die Flucht eines Häftlings über zehn Männer verhängten. Kolbe bot sich freiwillig an, anstelle eines jungen Familienvaters in den Tod zu gehen. Minutenlang saß der Papst vornübergebeugt auf einem Schemel in der fast lichtlosen Zelle.
In das Gästebuch trug der Papst sich mit folgenden Worten auf Spanisch ein: »Herr, erbarme dich über dein Volk! Herr, vergib so viel Grausamkeit!« Schließlich fuhr Franziskus in das nahegelegene Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau weiter. Dort schritt er im Beisein von rund 1000 Gästen die Tafeln der Gedenkstätte ab.
Der Papst verzichtete auf eine Ansprache. Im Vorfeld des Besuchs hatte er gesagt, er hoffe, dass Gott ihm die Gnade gebe, in Auschwitz zu weinen. [...]
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