Im Metro Park südöstlich von Panama-Stadt versammelten sich rund 300.000 junge Menschen unter freiem Himmel zu einem zweistündigen Abendgebet mit Papst Franziskus. Den ganzen Tag über waren sie in einer Karawane mit Trolleys, Rucksäcken und Taschen zu dem etwa zehn Kilometer vom Stadtzentrum entfernten Park hinausgewandert. Die Vigilfeier ist einer der Höhepunkte der alle drei Jahre stattfindenden Weltjugendtage. Am Ende verbrachten die Teilnehmer die Nacht auf dem Feld, wo Papst Franziskus am nächsten Morgen die heilige Messe mit ihnen feierte.
Liebe junge Freunde, guten Abend!
Wir haben gerade diese schöne Darbietung zum Baum des Lebens gesehen, die uns zeigt, wie das Leben, das Jesus uns schenkt, eine Geschichte der Liebe ist, eine Geschichte des Lebens, die sich mit unserer eigenen Geschichte vermischen und im Erdreich eines jeden Wurzeln schlagen will. Jenes Leben ist weder ein Rettungsprogramm, das »in der Cloud« hängt und darauf wartet, heruntergeladen zu werden, noch ist es eine neue »App«, die man entdecken müsste, oder eine mentale Übung im Sinne einer Technik zum persönlichen Wachstum. Das Leben, das Gott uns anbietet, ist auch kein Tutorial, mit dem man etwas über die letzten Neuheiten erfahren kann. Die Rettung, die Gott uns schenkt, ist eine Einladung zur Teilnahme an einer Liebesgeschichte, die sich mit unseren Geschichten verknüpft; sie lebt fort und will mitten unter uns geboren werden, damit wir dort, wo wir sind, wie wir sind und mit wem wir sind, Frucht bringen können. Dorthin kommt der Herr, um zu pflanzen und sich selbst einzupflanzen; er ist der Erste, der »Ja« zu unserem Leben sagt, er ist immer der Erste. Er ist der Erste, der »Ja« zu unserer Geschichte sagt, und er wünscht, dass auch wir zusammen mit ihm »Ja« sagen. Er geht uns immer voraus, er ist der Erste.
Und so überraschte er Maria und lud sie ein, Teil dieser Liebesgeschichte zu sein. Die junge Frau aus Nazareth tauchte zweifellos nicht in den »sozialen Netzwerken« der damaligen Zeit auf, sie war keine Influencerin, aber ohne es zu wollen oder danach zu streben, wurde sie die Frau mit dem größten Einfluss aller Zeiten.
Und wir können von ihr mit kindlichem Vertrauen sagen: Maria, die »Influencerin« Gottes. Mit wenigen Worten hatte sie den Mut, »Ja« zu sagen und auf die Liebe, auf die Verheißungen Gottes zu vertrauen, die einzige Kraft, die in der Lage ist, alles zu erneuern, neu zu machen. Und wir alle haben heute etwas, das in unserem Inneren neu gemacht werden muss. Wir müssen heute zulassen, dass Gott etwas in unserem Herzen neu macht. Denken wir ein wenig darüber nach: Was will ich, dass Gott es in meinem Herzen neu macht?
Noch immer beeindruckt die Kraft des »Ja« der jungen Maria. Die Kraft jenes »Mir geschehe«, das sie zu dem Engel sagte. Dies war keine passive oder resignierte Einwilligung. Es war etwas Anderes als ein »Ja«, im Sinne eines »Gut, schauen wir mal, was passiert«. Maria kannte diesen Ausdruck nicht: »Schauen wir mal, was passiert.« Sie war entschlossen, sie hat verstanden, worum es ging, und sagte »Ja«, ohne Umschweife. Es war mehr, es war etwas Anderes. Es war das »Ja« eines Menschen, der sich einbringen und Risiken eingehen will und alles auf eine Karte setzen will, mit keiner anderen Garantie als der Gewissheit, Trägerin einer Verheißung zu sein. Und ich frage einen jeden von euch: Fühlt ihr euch als Träger einer Verheißung? Welche Verheißung trage ich im Herzen, für die ich mich einsetzen muss? Maria würde zweifelsohne eine schwierige Mission haben, aber die Schwierigkeiten waren kein Grund, »Nein« zu sagen. Es war klar, dass es Komplikationen geben würde, aber es wären nicht dieselben Komplikationen gewesen, die auftreten, wenn die Feigheit uns lähmt, weil wir nicht im Voraus schon alles geklärt oder abgesichert haben. Maria hat keine Lebensversicherung abgeschlossen! Maria ging das Risiko ein und deswegen war sie stark, deswegen ist sie eine Influencerin, ist sie die Influencerin Gottes! Das »Ja« und der Wunsch zu dienen waren stärker als die Zweifel und Schwierigkeiten. [...]
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