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Kirche in der Welt
Märtyrer des 21. Jahrhunderts – Sr. Luisa Dell’Orto in Haiti

Sehnsucht nach dem Guten

Sehnsucht nach dem Guten
Von Benedetta Capelli

Vier Pistolenschüsse auf der einen Seite und stille Nächstenliebe auf der anderen Seite. Das sind die gegensätzlichen Bilder die im Leben und im Tod von Sr. Luisa miteinander verknüpft sind. Das Martyrium ist auch heute noch Realität: Sr. Luisa Dell’Orto, Kleine Schwester vom Evangelium aus der geistlichen Familie von Charles de Foucauld, wurde am 25. Juni 2022 in Port-au-Prince, der Hauptstadt von Haiti, getötet, wenige Tage vor ihrem 65. Geburtstag.

»Schwester Luisa hat ihr Leben zu einem Geschenk für andere gemacht, bis hin zum Martyrium«, hatte Papst Franziskus beim Angelus am Tag nach ihrem Tod über sie gesagt und hinzugefügt: »Ich vertraue ihre Seele Gott an und bete für das haitianische Volk, vor allem für die Kleinen, dass sie eine friedlichere Zukunft ohne Elend und Gewalt haben mögen.« Sr. Luisa hatte seit 20 Jahren in Haiti gelebt und sich dort vor allem den Straßenkindern gewidmet.

Hoffnung aus dem Glauben

Papst Franziskus unterstreicht in seinem Schreiben, mit dem er am vergangen 3. Juli im Hinblick auf das Heilige Jahr 2025 die Kommission »Neue Märtyrer – Zeugen des Glaubens« errichtet hat: »Die Märtyrer sind in der Kirche Zeugen jener Hoffnung, die aus dem Glauben an Christus kommt und zur wahren Nächstenliebe drängt.« Hoffnung und Liebe waren die Angelpunkte im Leben von Sr. Luisa. »Wie Lichter, die es ermöglichen, die Schönheit und Fruchtbarkeit des Evangeliums zu sehen«, so Don Andrea Restelli, der Pfarrer von Lomagna in der Provinz Lecce, dem Geburtsort der Kleinen Schwester, die ihre Berufung zunächst in Kamerun, dann in Madagaskar und schließlich in Haiti gelebt hatte. Im Karibikstaat, wo sie auch zukünftige Priester unterrichtete und sehr geschätzt wurde, war sie tief innerlich »Haitianerin« geworden und empfand dieses leidende Volk als ihr eigenes. Sie hatte niemals Zweifel hinsichtlich der Antwort auf die Frage, ob sie das Land besser verlassen sollte, denn »wenn jemand in der Familie krank ist, dann lässt man ihn nicht allein, das ist genau der Moment, wo man den Menschen näher ist. Dieses Volk ist unsere große Familie, die Familie der Kinder Gottes, und in dieser Familie teilt man Freud und Leid«, unterstrich sie.

Luisa kam 2002 nach Haiti und war immer an der Seite der Menschen: beim schrecklichen Erdbeben von 2010 mit über 230.000 Toten, 300.000 Verletzten und einer Million Menschen ohne Obdach; und dann in der extrem unsicheren Lage der letzten Jahre, die gezeichnet war von der Gewalt bewaffneter Banden und sogar der Ermordung von Präsident Jovenel Moïse.

Luisa war die gute Seele von »Kay Chal«, »Casa Carlo«, ein Gebäudekomplex, der nach dem Erdbeben dank der Spenden wieder aufgebaut werden konnte, die die italienische Caritas gesammelt hatte. Ein Ort, wo viele Kinder wieder aufatmen können, wo gelernt, aber auch gespielt wird, Tanz und Basketball werden angeboten. Sr. Luisa berichtete: »Wir bemühen uns, etwas zu tun, um die allgemeinen Werte wiederherzustellen und das Bewusstsein von der eigenen Würde zu fördern, eine Möglichkeit, damit die Menschen spüren, dass sie nicht verflucht sind, sondern durch das Evangelium entdecken können, dass Gott das haitianische Volk liebt.« [...]
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