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Kultur
Einblicke in das Imperium Romanum – Die römischen Kaiser von Augustus bis zu Konstantin dem Großen (Teil 2)

Tiberius: pflichtbewusst, zurückhaltend und misstrauisch

Tiberius: pflichtbewusst, zurückhaltend und misstrauisch
Tiberius (16. November 42 v. Chr. – 16. März 37 n. Chr.) war der zweite Kaiser aus der julischclaudischen Dynastie.
Von Claudia Kock

Nach dem Lukasevangelium (3,5) fällt die Taufe und damit der Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu in das 15. Regierungsjahr des Kaisers Tiberius. Insgesamt hatte der Adoptivsohn von Kaiser Augustus 23 Jahre lang die Alleinherrschaft inne. Seine Regierungszeit gehört somit zu den längsten eines römischen Kaisers.

Als Kaiser Augustus im Jahr 38 vor Christus Livia Drusilla heiratete, brachte diese einen dreijährigen Sohn mit in die Ehe: den späteren Kaiser Tiberius. Der Stiefsohn des Kaisers erhielt eine hervorragende griechische, lateinische und juristische Bildung. Vor allem aber glänzte er schon früh als Feldherr. Bereits mit 17 Jahren nahm er als Militärtribun an einem Feldzug seines Stiefvaters teil, holte dann die römischen Feldzeichen zurück, die die Parther zuvor erbeutet hatten, brachte Pannonien – das heutige westliche Ungarn – zum Römischen Reich und stellte nach der vernichtenden Niederlage des Varus die Rheingrenze wieder her.

Augustus, der Tiberius sehr schätzte, gab ihm seine Tochter Julia zur Ehefrau – Tiberius musste sich dafür von seiner ersten Ehefrau Vipsania, der Mutter seines Sohnes Drusus, trennen – und adoptierte ihn. Tiberius war pflichtbewusst und zurückhaltend, oft sogar verschlossen. »Er schritt mit steifem zurückgezogenem Nacken einher, meist mit ernstem Gesicht, fast immer schweigend, denn er pflegte sogar mit seiner engeren Umgebung nicht oder nur sehr selten zu sprechen, und dann sehr bedächtig«, schrieb Sueton über ihn (Leben der Caesaren. Tiberius, 68). Seine Ehe mit der kapriziösen Julia war unglücklich und währte nur wenige Jahre; im Jahre 2 vor Christus schickte Augustus seine Tochter in die Verbannung.

Regierungsbeginn mit herben Enttäuschungen


Als Augustus starb, war Tiberius bereits 56 Jahre alt. Er ließ die Leichenfeier für den Kaiser ausrichten und leitete den Senatsbeschluss zu seiner Vergöttlichung nach dem Vorbild Caesars ein. Zur Übernahme der Nachfolge ließ er sich jedoch erst auf Drängen des Senats bewegen. Überhaupt versuchte Tiberius während seiner Regierungszeit, die Rolle des Senats zu stärken und wieder ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem neuen Kaisertum und den alten republikanischen Kräften herzustellen. Die Macht des Senats war aber bereits zu sehr unterhöhlt als dass dies noch möglich gewesen wäre – für Tiberius eine herbe politische Enttäuschung. [...]
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