Herr Präsident,
sehr geehrte Vertreter des öffentlichen Lebens,
verehrte Mitglieder des Diplomatischen Korps,
meine Damen und Herren,
ich danke dem allmächtigen Gott, dass er mir die Gelegenheit gegeben hat, dieses gesegnete Land zu besuchen, einen Ort der Begegnung und des lebendigen Austauschs zwischen Kulturen und Zivilisationen, der seit der ersten Verkündigung der heiligen Nino zu Anfang des 4. Jahrhunderts im Christentum seine innerste Identität und die sichere Grundlage seiner Werte gefunden hat. Wie der heilige Johannes Paul II. bei seinem Besuch in Ihrem Heimatland betonte, »wurde das Christentum zur Saat für darauffolgende Blüteperioden georgischer Kultur« (Ansprache bei der Begrüßungszeremonie [8. November 1999], 2: L’Osservatore Romano [dt.] Jg. 29, Nr. 50 (10. Dezember 1999), S. 8), und diese Saat bringt weiter Frucht. In dankbarer Erinnerung an unsere Begegnung im Vatikan im vergangenen Jahr und an die guten Beziehungen, die Georgien stets mit dem Heiligen Stuhl gepflegt hat, danke ich Ihnen, Herr Präsident, von Herzen für Ihre geschätzte Einladung und für die liebenswürdigen Worte, mit denen Sie mich im Namen der staatlichen Autoritäten und des ganzen georgischen Volkes willkommen geheißen haben.
Die jahrhundertelange Geschichte Ihres Heimatlandes zeigt die Verwurzelung in den Werten, die in seiner Kultur, seiner Sprache und seinen Traditionen zum Ausdruck kommen, und fügt es so mit vollem Recht und auf fruchtbare und besondere Weise in den Schoß der europäischen Zivilisation ein. Zugleich ist es, wie seine geographische Lage deutlich zeigt, gleichsam eine natürliche Brücke zwischen Europa und Asien, ein Scharnier, das die Kommunikationen und die Beziehungen zwischen den Völkern erleichtert und im Laufe der Jahrhunderte sowohl den Handel als auch den Dialog und den Vergleich der Ideen und Erfahrungen zwischen verschiedenen Welten ermöglicht hat. So betont Ihre Nationalhymne stolz: »Meine Ikone ist mein Heimatland, […] Berge und strahlende Täler haben wir mit Gott gemeinsam.« Die Heimat ist wie eine Ikone, welche die Identität definiert und die Grundzüge der Geschichte umreißt, während die Berge, die frei zum Himmel aufragen, keineswegs eine unüberwindliche Wand darstellen, sondern den Tälern Strahlkraft verleihen, sie voneinander unterscheiden und sie in Beziehung zueinander setzen – jedes verschieden von den anderen und alle einig mit dem gemeinsamen Himmel, der sie überragt und beschützt.
Herr Präsident, 25 Jahre sind vergangen seit der Erklärung der Unabhängigkeit Georgiens. In dieser Zeit hat es mit der Wiedererlangung seiner Freiheit seine demokratischen Institutionen aufgebaut und gefestigt und hat versucht, eine möglichst inklusive und authentische Entwicklung zu gewährleisten. All das nicht ohne große Opfer, die das Volk mutig auf sich genommen hat, um sich die so ersehnte Freiheit zu sichern. Ich hoffe, dass sich mit dem solidarischen Einsatz aller Komponenten der Gesellschaft der Weg des Friedens und der Entwicklung fortsetzt, so dass die Bedingungen von Stabilität, Gerechtigkeit und Achtung der Gesetzlichkeit geschaffen werden, die geeignet sind, das Wachstum zu fördern und die Chancen für alle zu mehren. [...]
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