Herr Präsident,
sehr geehrte Vertreter des öffentlichen Lebens,
verehrte Mitglieder des Diplomatischen Korps,
meine Damen und Herren,
es ist mir ein Anlass zu großer Freude, hier sein zu können, den Boden dieses so geschätzten armenischen Landes zu betreten und ein Volk antiker und reicher Traditionen zu besuchen, das mutig seinen Glauben bezeugt hat, das viel gelitten hat, das aber immer wieder neu geboren wurde.
»Unser türkisblauer Himmel, die kristallklaren Wasser, der lichtdurchflutete See, die Sommersonne und im Winter der wilde Nordwind, […] der Stein der Jahrtausende, […] die Bücher, mit dem Griffel eingeritzt und zu Gebet geworden« (Elise Ciarenz, Ode an Armenien) – das sind einige wirkungsvolle Bilder, die ein berühmter Dichter Ihrer Nation uns bietet, um uns die Tiefe der Geschichte Armeniens und die Schönheit seiner Natur zu verdeutlichen. Sie bergen in wenigen Worten den Nachklang und die Fülle der ruhmreichen und dramatischen Erfahrung eines Volkes und dessen verzehrende Liebe zu seinem Vaterland.
Ich bin Ihnen, Herr Präsident, von Herzen dankbar für die liebenswürdigen Worte, mit denen Sie mich im Namen der Regierung und der Einwohner Armeniens willkommen geheißen haben, und dafür, dass Sie mir mit Ihrer freundlichen Einladung die Gelegenheit gegeben haben, Ihren Besuch vom vergangenen Jahr im Vatikan zu erwidern. Damals wohnten Sie der festlichen Messfeier im Petersdom bei, gemeinsam mit Seiner Heiligkeit Karekin II., dem Obersten Patriarchen und Katholikos aller Armenier, und Seiner Heiligkeit Aram I., dem Katholikos des Großen Hauses von Kilikien, sowie Seiner Seligkeit Nerses Bedros XIX., dem Patriarchen von Kilikien der Armenier, der kürzlich verstorben ist. Bei jenem Anlass wurde des hundertsten Jahrestags des Metz Yeghém, des »Großen Übels« gedacht, das Ihr Volk heimsuchte und den Tod einer Unzahl von Menschen verursachte. Diese Tragödie, dieser Völkermord eröffnete leider die traurige Liste der entsetzlichen Katastrophen des vergangenen Jahrhunderts, die von anormalen rassistischen, ideologischen oder religiösen Motivationen ermöglicht wurden, welche den Geist der Menschenschinder so weit verdunkelten, dass sie sich das Ziel setzten, ganze Völker auszurotten. Es ist so traurig – sowohl bei diesem als auch bei den anderen haben die großen Weltmächte weggeschaut. [...]
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