Heiligkeit, verehrter Bruder,
Oberster Patriarch und Katholikos
aller Armenier,
liebe Brüder und Schwestern in Christus,
innerlich bewegt habe ich die Schwelle dieses heiligen Ortes überschritten, der ein Zeugnis der Geschichte eures Volkes und ein strahlendes Zentrum seiner Spiritualität ist, und ich betrachte es als ein kostbares Geschenk Gottes, dass ich zu diesem heiligen Altar treten darf, von dem aus das Licht Christi in Armenien aufleuchtete. Ich begrüße den Katholikos aller Armenier, Seine Heiligkeit Karekin II., dem ich von Herzen für die geschätzte Einladung danke, das heilige Etschmiadsin sowie die Erzbischöfe und die Bischöfe der Armenisch-Apostolischen Kirche zu besuchen. Und ich danke allen für den frohen, herzlichen Empfang, den ihr mir bereitet habt. Danke, Heiligkeit, dass Sie mich in Ihrem Haus empfangen haben; dieses Zeichen der Liebe bringt – viel mehr als Worte – in beredter Weise zum Ausdruck, was brüderliche Freundschaft und Liebe bedeuten.
Bei dieser feierlichen Gelegenheit sage ich dem Herrn Dank für das Licht des Glaubens, das in eurem Land entzündet wurde – eines Glaubens, der Armenien seine besondere Identität verliehen und es zum Boten Christi unter den Nationen gemacht hat. Christus ist eure Herrlichkeit, euer Licht, die Sonne, die euch erleuchtet und euch ein neues Leben geschenkt hat, die euch begleitet und unterstützt hat, speziell in den Momenten der größten Prüfung. Ich verneige mich vor der Barmherzigkeit des Herrn, dessen Wille es war, dass Armenien die erste Nation werden sollte, die – bereits im Jahr 301 – das Christentum als ihre Religion annahm: in einer Zeit, als im Römischen Reich noch die Verfolgungen wüteten.
Der Glaube an Christus war für Armenien nicht wie ein Gewand, das man je nach Umständen oder Vorteil an- oder ablegen kann, sondern er war eine konstitutive Wirklichkeit seiner eigentlichen Identität, ein Geschenk von unermesslicher Tragweite, das es freudig anzunehmen und engagiert und kraftvoll zu hüten galt, auch um den Preis des eigenen Lebens. So schrieb der heilige Johannes Paul II.: »Durch die ›Taufe‹ der armenischen Gemeinschaft […] ist eine neue Volksidentität entstanden, die zu einer untrennbaren Komponente des Wesenskerns des Armeniers wird. Von da an ist es nicht mehr denkbar, dass der Glaube an Christus nicht als Wesensmerkmal zu dieser Identität gehört« (Apostolisches Schreiben zur 1700-Jahr-Feier der Taufe des armenischen Volkes [2. Februar 2001], 2: L’Osservatore Romano [dt.] Jg. 31, Nr. 10 [9. März 2001], S. 9). Möge der Herr euch segnen für dieses leuchtende Glaubenszeugnis, das in beispielhafter Weise die machtvolle Wirkkraft und Fruchtbarkeit der Taufe beweist. Ihr habt sie vor über tausendsiebenhundert Jahren mit dem beredten Zeichen des heiligen Martyriums empfangen, das ein ständiges Element der Geschichte eures Volkes geblieben ist. [...]
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