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archivierte Ausgabe 46/2014
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Die Themen
des Osservatore Romano
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Aus dem Vatikan
Ausgewählte Bildaufnahmen und ungekürzte Textabdrucke geben Ihnen einen unverfälschten und lebendigen Einblick in das Zentrum der Weltkirche.

Kirche in der Welt
Begleiten Sie den Heiligen Vater auf seinen Apostolischen Reisen oder zu Großereignissen wie Kirchen- oder Weltjugendtagen.

Dokumentation
Alle Enzykliken, Apostolischen Schreiben, Predigten und Ansprachen des Heiligen Vaters – bis ins Detail genau und ungekürzt in deutscher Sprache.

Kultur
Rom ist nicht nur Mittelpunkt der Weltkirche, sondern auch ein einzigartiges kunstgeschichtliches Zentrum.
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Dokumentation |
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Audienz für die Teilnehmer am Internationalen Treffen der Volksbewegungen |
Die Liebe zu den Armen steht im Zentrum des Evangeliums |
Ansprache von Papst Franziskus am 28. Oktober |
Papst Franziskus hat die Teilnehmer am Internationalen Treffen der Volksbewegungen, das vom Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden und von der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften organisiert wurde, in der alten Synodenaula im Vatikan empfangen. Über 150 Vertreter aus allen fünf Kontinenten waren bei der Begegnung anwesend. Zu Beginn richtete der Präsident des Päpstlichen Rats für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Turkson, eine kurze Grußbotschaft an den Heiligen Vater. Papst Franziskus sagte in seiner zum Teil frei gehaltenen Rede:
Nochmals guten Tag,
es freut mich, hier bei euch zu sein, und ich möchte euch etwas gestehen: Ich bin noch nie hierher gekommen, bin heute zum ersten Mal hier. Wie schon gesagt: Es ist mir eine große Freude, und ich heiße euch herzlich willkommen.
Danke, dass ihr dieser Einladung, die schwerwiegenden sozialen Probleme zu debattieren, mit denen die Welt von heute zu kämpfen hat, gefolgt seid – ihr, die ihr am eigenen Leib erfahrt, was es heißt, Opfer von Ungleichheit und Ausgrenzung zu sein. Ich danke Kardinal Turkson für seine Gastfreundschaft: vielen Dank, Eminenz, für Ihre Arbeit und für Ihre Worte.
Diese Begegnung der Volksbewegungen ist ein Zeichen, ein wichtiges Zeichen: Ihr seid gekommen, um vor Gott, vor der Kirche, vor den Völkern, Zeugnis abzulegen für eine Realität, die man oft mit dem Mantel des Schweigens bedeckt. Die Armen erfahren die Ungerechtigkeit nicht nur am eigenen Leib, sie bekämpfen sie auch!
Sie geben sich nicht mit illusorischen Versprechungen, Ausreden oder Alibis zufrieden. Sie verlassen sich nicht auf die Hilfe der NGOs, auf Hilfspläne oder Lösungen, die nie kommen oder die – sollten sie doch kommen – letztendlich nur in eine Richtung gehen: zu betäuben oder zu kontrollieren. Das ist ziemlich gefährlich. Ihr hört, dass die Armen nicht mehr warten, dass sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen wollen; sie organisieren sich, sie lernen, arbeiten, sie fordern – ja praktizieren – jene so besondere Solidarität, die leidende Menschen zusammenschweißt – arme Menschen –, und die unsere Zivilisation zu vergessen haben scheint, bzw. nur allzu gern vergessen möchte.
Solidarität ist ein Wort, das nicht immer gefällt; ja, ich würde sagen, wir haben es manchmal sogar zu einer Art Schimpfwort gemacht, das man besser nicht in den Mund nimmt. Aber es ist ein Wort, das sehr viel mehr bedeutet als einige sporadische Gesten der Großzügigkeit. Es bedeutet, dass man im Sinne der Gemeinschaft denkt und handelt, dass man dem Leben aller Vorrang einräumt – und nicht der Aneignung der Güter durch einige wenige. Es bedeutet auch, dass man gegen die strukturellen Ursachen der Armut kämpft: Ungleichheit, das Fehlen von Arbeit, Boden und Wohnung, die Verweigerung der sozialen Rechte und der Arbeitsrechte. Es bedeutet, dass man gegen die zerstörerischen Auswirkungen der Herrschaft des Geldes kämpft: die Zwangsumsiedlungen, die schmerzlichen Emigrationen, den Menschenhandel, Drogen, Krieg, Gewalt und all jene Realitäten, unter denen viele von euch zu leiden haben und die wir alle zu ändern gerufen sind. Die Solidarität, verstanden in ihrem tiefsten Sinne, ist eine Art und Weise, Geschichte zu machen, und genau das ist es, was die Volksbewegungen tun.
Unsere heutige Begegnung hat nichts mit einer Ideologie zu tun. Ihr arbeitet nicht mit Ideen, ihr arbeitet mit Realitäten wie jenen, die ich erwähnt habe, und vielen anderen, von denen ihr mir erzählt habt. Ihr steckt mit den Füßen im Schlamm und habt die Hände im Fleisch. Ihr riecht nach Viertel, nach Volk, nach Kampf! Normalerweise schenkt man eurer Stimme wenig Gehör – vielleicht, weil sie stört, vielleicht weil euer Aufschrei lästig ist oder die von euch geforderte Veränderung Angst macht. Doch ohne eure Präsenz, ohne wirklich in die Peripherien zu gehen, bleiben alle guten Vorschläge, alle Pläne, von denen wir bei internationalen Tagungen so oft hören, nur leere Worte. Wir wollen, dass man eure Stimme hört. Das ist mein Plan.
Der Skandal der Armut lässt sich nicht vermeiden, indem man Verharmlosungsstrategien betreibt, die letztendlich nur dazu gut sind, die Gemüter zu beruhigen und die Armen zu gut kontrollierten, harmlosen Wesen zu machen. Wie traurig ist es doch, zuzusehen, wie andere unter dem Schutzmantel vermeintlich altruistischer Werke zur Passivität verurteilt, ja verleugnet werden, oder dass sich – und das ist noch schlimmer – dahinter in Wahrheit persönliche Interessen und Ambitionen verbergen: Jesus würde sie als heuchlerisch bezeichnen. Und wie schön ist es dagegen doch, zu sehen, wie Völker, und vor allem ihre ärmsten Mitglieder und die jungen Menschen, in Bewegung sind. Dann ja, dann spürt man ihn tatsächlich, den belebenden Windhauch, der die Hoffnung auf eine bessere Welt verheißt. Möge dieser Windhauch zu einem Hurrikan der Hoffnung werden! Das ist mein Wunsch. [...]
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Meditationen von Papst Franziskus bei den Frühmessen in Santa Marta 2013
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