Liebe Brüder und Schwestern!
Kurz bevor ich diese Kirche betreten habe, in der sich die Reliquien des heiligen Petrus Claver befinden, habe ich die Grundsteine jener Einrichtungen gesegnet, die dazu bestimmt sind, Personen in schweren Notlagen beizustehen, und ich habe das Haus von Frau Lorenza besucht, wo sie täglich viele unserer Brüder und Schwestern aufnimmt, um ihnen Speise und Zuneigung zu geben. Diese Treffen tun mir sehr gut, weil man hier feststellen kann, wie die Liebe Gottes konkret wird, wie sie zum täglichen Leben wird.
Alle zusammen werden wir den Angelus beten und dabei der Fleischwerdung des Göttlichen Wortes gedenken. Und wir denken an Maria, die Jesus empfangen und zur Welt gebracht hat. Wir betrachten sie heute Vormittag unter der Anrufung Unserer Lieben Frau von Chiquinquirá. Wie Ihr wisst, war dieses Bildnis über einen langen Zeitraum hinweg verwahrlost, hatte seine Farbe verloren und war beschädigt und durchlöchert. Es wurde wie das Stück eines alten Sacks behandelt, ohne jegliche Ehrerbietung, bis es schließlich entsorgt wurde.
Damals wurde eine einfache Frau, die der Überlieferung nach María Ramos hieß, zur ersten Verehrerin der Jungfrau von Chiquinquirá; sie sah auf diesem Tuch etwas anderes. Sie hatte den Mut und den Glauben, dieses verblichene und abgenutzte Bildnis an einem bevorzugten Platz aufzustellen, um ihm so seine verlorene Würde wiederzugeben. Sie wusste, Maria, die Jesus in ihren Armen hielt, gerade in dem zu begegnen und zu verehren, was den anderen als vernachlässigbar und nutzlos erschien.
Auf diese Weise ist sie zum Musterbeispiel für all jene geworden, die auf verschiedene Weisen danach suchen, dem Bruder, der aufgrund des Schmerzes und der Wunden des Lebens daniederliegt, seine Würde wieder zu geben; jene, die sich nicht damit abfinden und dafür arbeiten, ihnen würdige Wohnmöglichkeiten zu schaffen und ihnen in ihren dringlichsten Nöten beizustehen, und vor allem beharrlich dafür beten, damit sie den ihnen entrissenen Glanz der Kinder Gottes wiedererlangen können.
Der Herr belehrt uns durch das Beispiel der Demütigen und derjenigen, die nichts zählen. Wenn er María Ramos, einer einfachen Frau, die Gnade gewährt hat, das Bildnis der Jungfrau in der Armut dieses beschädigten Tuches zu beherbergen, so gab er Isabel, einer indigenen Frau, und ihrem Sohn Miguel die Fähigkeit, als Erste dieses Tuch mit dem Bildnis der Jungfrau in verwandelter und erneuerter Form zu erblicken. Sie waren die Ersten, die mit schlichten Augen dieses Stück Tuch völlig erneuert betrachten konnten und darin den Widerschein des göttlichen Lichts sehen konnten, das alles verwandelt und alles neu macht. Den Armen, den Demütigen, denjenigen, die die Gegenwart Gottes betrachten, offenbart sich das Geheimnis der Liebe Gottes mit größerer Deutlichkeit. Sie, die Armen und einfachen Menschen, waren die Ersten, die die Jungfrau von Chiquinquirá gesehen haben und zu ihren Missionaren, zu Verkündern der Schönheit und Heiligkeit der Jungfrau geworden sind. [...]
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