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Kirche in der Welt

Eine Palme inmitten feindseliger Welten

Eine Palme inmitten feindseliger Welten
Das Haus der Salesianerinnen stellt sich als Oase der Toleranz dar, und das trägt dazu bei, die Kinder zu beschützen.
Von Anna Foa

Das Haus der Salesianer-Schwestern in Jerusalem liegt im Stadtviertel Musrara, das Ende des 19. Jahrhunderts außerhalb der Mauern der Altstadt entstand. Das Haus liegt am Schnittpunkt zwischen drei Welten: der christlichen, der jüdischen (es liegt gleich neben dem orthodoxen Stadtviertel Mea Shearim) und der muslimischen (es ist nur wenige Schritte vom Damaskus-Tor entfernt). Es beherbergt heutzutage außer dem Sitz der Salesianer-Schwestern auch eine Vorschule und Unterkünfte für Pilger und Wissenschaftler. Der Kindergarten wird von ungefähr 70 Kindern besucht. In dem Wohnheim werden seit elf Jahren auch Fortbildungskurse in Bibelkunde für Ordensfrauen aus aller Welt abgehalten. Im Innenhof ragt eine hohe Palme empor, die den Schwestern große Sorgen bereitet: sie ist so hoch und biegt sich im Wind so sehr, dass sie befürchten, dass sie auf die umliegenden Häuser der Israelis stürzen könnte. Sie haben versucht, die Genehmigung zu erhalten, sie fällen zu dürfen, aber sie hatten damit keinen Erfolg.

Wir unterhalten uns mit den Ordensfrauen – sieben an der Zahl, alle unterschiedlich alt – in einem gemütlichen Zimmer. Das Gesprächsklima ist entspannt und herzlich: sie heißen Sabina, Caterina, Lina, Giuliana, Margherita, Milena und Silvia. Einige von ihnen sind Italienerinnen, andere stammen aus Slowenien, aus Ungarn bzw. Bethlehem. Auch sie sprechen Italienisch, die Sprache des Klosters, aber alle können Arabisch und Hebräisch. Sie erzählen mit einer vertrauensvollen Offenheit über sich, die einer gewissen Koketterie nicht entbehrt. Und ihren Erzählungen lassen sich außer den Problemen bei der Leitung des Kindergartens auch Einblicke in ihre Lebenswege als energische und leidenschaftliche Frauen entnehmen, aber auch Einblicke in die Beziehungen zwischen Christen, Arabern und Juden.

Standort mit eigener Vermischung


Nur in Jerusalem konnte es eine derartige Vermischung geben, kommt mir in den Sinn, als ich ihren Erzählungen lausche und vor allem zulasse, dass hinter den Worten ihre Wahrnehmung dieser faszinierenden und vielschichtigen Welt durchscheint. Sie alle waren, bevor sie sich in Jerusalem niedergelassen haben, an anderen Ordensniederlassungen im Nahen Osten gewesen: in Syrien, im Libanon bzw. Ägypten. Schwierige Standorte, die theoretisch als Missionsstandorte definiert werden könnten, auch wenn mir die Schwestern auf eine präzise Frage meinerseits sagen, dass sie nie Bekehrungen erlebt hätten, weder spontane noch gar von ihnen selbst geförderte und dass sie stets die Religion der Anderen respektiert hätten. Wie in der Vergangenheit gibt es im Kindergarten auch jetzt katholischen Religionsunterricht für die katholischen Kinder und muslimischen für die muslimischen Kinder. Alle Schwestern haben Kriegszeiten erlebt, Bombenangriffe, haben aufgebaut und nach den Zerstörungen wiederaufgebaut. Sie machen einen gelassenen Eindruck.

Schwester Sabina, die im August 1957 von Italien nach Israel kam, ergreift das Wort: »Am Hafen von Neapel ist mir gesagt worden, dass in Haifa ein Attentat stattgefunden hatte. Ich hatte ein bisschen Angst, aber dann hat der Angestellte zu mir gesagt: ›Gehen Sie, Schwester, Sie werden sehen, dass Sie Gutes tun können.‹« Nach Jerusalem, in das Haus in Musrara, kam sie 1966. »Das hier war die allerletzte Straße, danach kam das Westjordanland, aber um hinzugehen, nahmen wir nie diese Straße, sondern gingen durch das Mandelbaumtor, und immer mit dem Pass. Die Gottesdienste besuchten wir in Notre Dame, das damals viel kleiner war als jetzt.« Sie hatten wieder das ganze Haus für sich, nachdem die Hebräische Universität Jerusalem, die die beiden Seitenflügel für ein paar Jahre gemietet hatte, wieder ausgezogen war. »Aber es wurde oft bei uns eingebrochen, ich rannte ihnen manchmal nach, hatte aber ein bisschen Angst. Es waren die marokkanischen Juden und die Armen. Sie bewarfen uns mit Steinen, aber die israelische Regierung und die Polizei verteidigten uns.« Die Rede ist von den Jahren, die dem Sechstagekrieg unmittelbar vorrausgingen, der das politische Panorama der Region grundlegend verändern sollte. »Es gab hier sehr viel Armut, alles war kaputt, die anderen Schwestern hatten damit begonnen, Dinge zu reparieren, aber kurz gesagt, es gab noch sehr viel zu tun. Wir waren zu zweit, Schwester Caterina und ich: wir haben uns die Ärmel hochgekrempelt, und los ging’s! Ich bin zwei Monate vor Ausbruch des Sechstagekriegs abgereist, man hat mich nach Ägypten, nach Kairo, geschickt, wo ich 16 Jahre lang geblieben bin. Danach bin ich nach Jerusalem zurückgekehrt.« Nun ergreift Schwester Caterina das Wort. Sie kam 1933 in Piemont zur Welt, in einem Dorf in der Provinz Asti, lebt seit 1964 im Nahen Osten und hat den Krieg des Jahres 1967 im Salesianer-Kloster Cremisan in Bethlehem erlebt, das damals noch in Jordanien lag. Sie erinnert sich an arabische, syrische, libanesische und ägyptische Novizinnen, sechs oder sieben an der Zahl, die des Krieges wegen von ihren Familien gezwungen wurden, das Kloster zu verlassen. Die Araber hatten große Angst vor den Israelis, so erzählt sie, die Erinnerung an den Krieg des Jahres 1948 war noch lebendig.

Sie kam 1988 nach Jerusalem, also am Ende der Ersten Intifada: »Damals war es nur eine kleine Schule für Kinder, ein Kindergarten, fünf arabische Kinder, die Eltern hatten Angst davor, sie herzuschicken, dann haben sie sich beruhigt. In all diesen Jahren ist nie etwas passiert.« Später gründeten sie eine Informatik-Schule und eine für Schneiderei und Stickerei. Und erneut ergreift Schwester Sabina das Wort: »Die Mädchen, die die Schule nach drei Jahren mit einem vom Patriarchen unterschriebenen Abschlusszeugnis verließen, gingen dann in die jüdischen Ateliers, wo man sie, als sie den Ausweis unserer salesianischen Schule sahen, genommen wurden, ohne Aufnahmetests unterworfen zu werden. Es war eine Berufsschule mit Abschlussdiplom. Aber später, als billigere Kleidungsstücke aus China eingeführt wurden und alle Schulen Informatikunterricht eingeführt haben, haben wir zugemacht. Wir haben den Kindergarten ausgebaut, der bereits bestand, und haben weitergemacht. Wir hatten schließlich 140 Kinder dort. Wir haben auch angefangen, Englisch- und Hebräischunterricht zu geben.« [...]
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